Diese Seiten sind Oleg Meiling gewidmet...

 Song 3 von "Kaesa" (Dir Freund)

Trauerfeier für gefallene Bundeswehrsoldaten

Trauerfeier

Für die drei in der vergangenen Woche in Afghanistan ums Leben gekommenen Bundeswehrsoldaten fand am Vormittag in Bad Salzungen eine Trauerfeier statt. An dem Gottesdienst in der Stadtkirche nehmen Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung, der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhahn, und der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, teil.

Trauerfeier

Bundeswehr nimmt Abschied

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) würdigte bei einem Gottesdienst in der Stadtkirche von Bad Salzungen, wo die drei Soldaten stationiert waren, deren Engagement: «Sie waren gute Soldaten und echte Patrioten», sagte Jung. Für ihren Tod trügen die Bundesregierung und der Bundestag die Verantwortung und seien eine Antwort schuldig. Diese sei klar und eindeutig: «Wir sind in Afghanistan, weil wir die Sicherheit der Bürger Deutschlands schützen», sagte Jung.

Trauerfeier Trauerfeier

Zugleich rechtfertigte er den Einsatz der Bundeswehr: «In Afghanistan dienen wir dem Frieden der Welt, in dem wir das Übel des Terrorismus an seiner Quelle bekämpfen.» Diejenigen, die jetzt an Rückzug dächten, würden Afghanistan wieder in die Hände der Taliban geben. «Wir werden daher in unserem Engagement nicht nachlassen», betonte Jung. An der Trauerfeier nahmen insgesamt 900 Gäste teil, darunter der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, der Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe (SPD), und Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU). Althaus sprach von einem «sehr bewegenden Abschied». Die drei jungen Soldaten seien beim Einsatz für den Frieden ums Leben gekommen. «Es muss jetzt alles getan werden, damit die Vorgänge um den feigen Anschlag im Gebiet Kundus aufgeklärt werden», betonte der thüringische Ministerpräsident und fügte hinzu: «Mein tiefes Mitgefühl gilt den Familien und Kameraden der Opfer.»

Trauerfeier Trauerfeier

Die aus Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg stammenden Soldaten waren am 23. Juni bei einer gemeinsamen Operation deutscher und afghanischer Sicherheitskräfte nahe Kundus unter Beschuss geraten. Bei einem Ausweichmanöver stürzte ihr Transportpanzer in ein Flussbett. Zwei Soldaten waren sofort tot, ein weiterer erlag wenig später seinen schweren Verletzungen. Die Gefallenen, drei Hauptgefreite im Alter zwischen 21 und 23 Jahren, gehörten dem Panzergrenadierbataillon 391 in Bad Salzungen an, aus dem derzeit etwa 160 Soldaten in Afghanistan im Einsatz sind. Einer der getöteten Männer war kurz vor dem Einsatz vom Fallschirmjägerbataillon Zweibrücken in Rheinland-Pfalz nach Thüringen abkommandiert worden. Die Särge der Soldaten waren am Samstag nach Deutschland überführt worden, nachdem die Kameraden im Feldlager in Kundus Abschied von den Getöteten genommen hatten. Seit Beginn des Isaf-Einsatzes im Jahr 2002 sind 35 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan umgekommen, darunter viele bei Attentaten.

Trauerfeier

Foto: Sascha Fromm | Thüringer Allgemeine

BAD SALZUNGEN (ddp)



TOTENWACHE: Eingehüllt in schwarz-rot-goldene Fahnen standen die Särge.
Mehrmals während der Gedenkfeier wechselten die Totenwachen.
Foto: Sascha Fromm | Thüringer Allgemeine

Drei Särge

Bewegende Trauerfeier für gefallene Soldaten der Bundeswehr /
Minister bekräftigt Afghanistan-Einsatz

Drei Särge, drei junge Leben ausgelöscht. In der Stadtkirche in Bad Salzungen haben Angehörige, Freunde und Bundeswehr gestern Abschied genommen von den Soldaten aus der Werratalkaserne, die am 23. Juni im Gefecht mit afghanischen Taliban getötet wurden.


ABSCHIED: Nur unter großem Kummer willigten die Angehörigen in eine halböffentliche
zentrale Trauerfeier ein. Gestern fand sie in der Stadtkirche Bad Salzungen statt.

Am Eingang zur Kirche lachen drei junge Männer. Es sind Porträtfotos. Sie zeigen die gefallenen Soldaten, als sie noch lebten, lachten. Links und rechts stehen Kränze − von der Thüringer SPD, von den Ländern Sachsen-Anhalt, Thüringen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg. Wenige Meter entfernt zieht eine junge Frau nervös an einer Zigarette. Gemeinsam mit ihrer Freundin möchte sie zumindest in der Nähe sein, wenn die offizielle Trauerfeier stattfindet, selbst wenn sie nicht in die Kirche vorgelassen werden. „Wir haben viele Freunde in der Werratalkaserne“, berichten sie. Beide sind 21 Jahre. Ob der militärische Beitrag der Bundesrepublik in dem kriegerischen Land am Hindukusch notwendig sei, das wisse sie nicht, sagt die eine. Warum die jungen Männer sich melden? „Die wollen zeigen, dass sie wirklich dazugehören“, vermutet sie. Viele hätten dabei „richtig Schiss“, manche „heulen sogar“ − wenn niemand ihnen dabei zusieht.

11 Uhr beginnen die Glocken zu läuten. In der ersten Bankreihe, wo die Angehörigen sitzen, krümmt sich ein Mann. Die Frau daneben nimmt ihn in den Arm. Der Organist spielt eine Trauerode. Max Reger hat sie komponiert. Er dachte damals an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Zur Musik füllen sich die Emporen mit Soldaten. Vielen ist beklommen zumute, man sieht es. „Befürchtet haben wir diesen Tag“, sagt der katholische Militärdekan Hartmut Gremler, „doch haben wir gehofft, dass er uns erspart bleibt.“ Es sei bittere Wirklichkeit, „die Wand zwischen Leben und Tod ist hauchdünn“.

Nach einem gemeinsam gesprochenen Vaterunser erhebt sich Franz Josef Jung (CDU). Der Bundesverteidigungsminister verbeugt sich von den im Altarraum aufgebahrten Särgen, an deren Vorderseite die Einsatzmedaillen der Bundeswehr und der Nato angebracht sind. Alle drei Hauptgefreiten trugen sie. Jung nennt zu jedem der Gefallenen Persönliches. „Martin Brunn wäre gestern 24 Jahre alt geworden.“ Er hatte Koch gelernt, ehe er zu Jahresbeginn 2008 zur Armee ging. Zunächst diente er beim Aufklärungsbataillon 13 in Gotha und kam am 1. Oktober zum Panzergrenadierbataillon 391 nach Bad Salzungen. Hier habe er sich für den freiwillig längeren Wehrdienst von 23 Monaten entschieden. Er starb bei Kunduz. Alexander Schleiernick (geboren 1985) war seit Mitte 2006 Soldat auf Zeit für vier Jahre als Fallschirmjäger. Er meldete sich freiwillig, als vorfristig Verstärkung im nordafghanischen Kunduz gebraucht wurde.

Aus dem Dörfchen Hausen im Eichsfeld in Nordthüringen stammte Oleg Meiling, der Jüngste unter den Gefallenen. Im Oktober 2007 war er in die Bundeswehr eingetreten. In Bad Salzungen wurde er zum Scharfschützen ausgebildet.

Minister Jung beschrieb den Angriff der radikal-islamistischen Taliban als „hinterhältigen Anschlag“. Die deutschen Soldaten hätten am Dienstag voriger Woche den Auftrag erhalten, eine wichtige Straße auf versteckte Sprengfallen zu überprüfen, damit die örtliche Bevölkerung sie wieder sicher benutzen könne. Dabei sei die Patrouille unter Beschuss geraten. Die Soldaten hätten sich gewehrt. Beim Gefecht sei ihr Transportpanzer Fuchs in einen Wassergraben gerutscht und umgestürzt. Von der siebenköpfigen Besatzung konnten sich nur vier Männer retten.

Der gewaltsame Tod der Soldaten konfrontiere, so der Minister, „uns alle mit der Frage nach dem Sinn dieses Einsatzes“ im Ausland. Darauf seien die Bundesregierung und die Mitglieder des Bundestages, die dem Kampfeinsatz mehrheitlich zustimmten, den Hinterbliebenen „eine Antwort schuldig“. Der Minister: Deutschlands Sicherheit entscheide sich auch in Afghanistan. Das Land sei Ende der 1990er Jahre „das Ausbildungscamp und Domizil für den internationalen Terrorismus“ gewesen, von dem auch europäische Länder bedroht wurden. Wer jetzt an Rückzug denke oder ihn fordere, gebe Afghanistan in die Hände der Taliban zurück. „Das dürfen wir auch im Interesse unserer Sicherheit nicht zulassen.“

Den Eltern, Geschwistern und Lebensgefährtinnen wünschte er, dass sie Menschen in Ihrer Nähe finden, die ihnen Kraft und Halt geben.

Bad Salzungens Bürgermeister Klaus Bohl (Freie Wähler) erinnerte an den 5. März, als auf dem Nappenplatz die Soldaten verabschiedet worden waren.

Quelle Sven-Uwe VÖLKER Thüringer Allgemeine 03.Juli 2009